Zusatznutzen – der innere Saboteur

Das Erste was passiert, wenn ich in meinen Coachings über diesen Zusatznutzen spreche, ist ein ungläubiger Blick. Die daran anschließende Frage lautet meist…

Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, das du nach einem möglichen Zusatznutzen meines Problems fragst….?“ Nachdem ich es dann meinen Klienten erklärt habe, warum es wichtig ist, diese Frage zu stellen, verstehen sie, warum es wichtig ist, darüber nachzudenken.

Warum ist dieser sogenannte Zusatznutzen, in der Psychologie auch Krankheitsgewinn genannt, für meine Arbeit mit Menschen, die die Symptomatik von Angst und Panik aufweisen, so wichtig? Dazu ist es notwendig den Begriff des Zusatznutzens des Krankheitsgewinns näher zu erklären.

In der Psychologie gibt es die folgenden 3 Definitionen:

Primärer Krankheitsgewinn: Dieser beschreibt den persönlichen nach innen gerichteten Vorteil einer Krankheit bzw. eines Zustandes. Hier kann im allgemeinen auch davon sprechen, das es sich um ein Vermeidungsverhalten handelt, durch das die betroffene Person für sich einen Vorteil ziehen kann. Dies geschieht in den meisten Fällen unbewusst.

Sekundärer Krankheitsgewinn: Hier ist es so, dass dieser Krankheitsgewinn zusätzlich zu dem bestehenden Vorteil, Mitgefühl und erhöhte Aufmerksamkeit von außen bringt. Die Person erhält die Aufmerksamkeit, die ihr möglicherweise gefehlt hat bzw. sie sich wünschen würde. Der Nachteil dabei ist, dass es so angenehm ist, dies zu bekommen, dass auf unbewusster aber auch auf bewusster Ebene der „Heilungs/Gesundungsprozess“ absichtlich hinausgezögert wird. Dies führt dazu, dass die Aufmerksam ungebrochen bei der Person bleibt.

Besonders bei psychischen Erkrankungen kann es häufig beobachtet werden, das die betroffene Person wenig Bereitschaft zeigt, an der Bewältigung des eigenen Problems mitzuwirken. Dies passiert dann, wenn der Krankheitsgewinn subjektiv „besser ist“ als das eigentliche Problem.

Tertiärer Krankheitsgewinn: Dabei handelt es sich um Vorteile, die die Umgebung der betroffenen Person aus dem jeweiligen Problem zieht. Das Gefühl, endlich gebraucht zu werden, eine Möglichkeit, sich der eigenen Arbeit zu entziehen, da ja jemand anderer Unterstützung benötigt. Dieser Gewinn ist unter anderem auch bei den Pflegeberufen zu finden.

In meinem Fall konzentriere ich mich bei meinem Coaching auf die beiden ersten Punkte und nenne es daher allgemein, den Zusatznutzen eines Problems bzw. des Problems.

Es gibt 3 Fragen, die ich im Coaching zum Zusatznutzen stelle:

  1. Bist du die Ursache deines Problems? Aus welchem Grund?
  2. Welchen Zusatznutzen hast du von deinem Problem?
  3. Wann hast du dich dazu entschieden, dieses Problem zu schaffen?

Meist schauen mich meine Klienten verständnislos an, wenn ich diese Fragen stelle. Ziel dieser Fragen ist es, das Unbewusste quasi aufzuwecken und sich auf die Suche nach der Antwort zu machen.

Die Problematik beim Zusatznutzen ist der, dass sich dadurch eine Besserung oder sogar ein Auflösen des Problems auf unbestimmte Zeit verschieben kann. Oft geschieht es unbewusst und auf das Thema des Zusatznutzens wird ganz selten eingegangen. Erst kürzlich in einem meiner Coachings sagte eine Klientin zu mir, dass sie noch nie über das Thema des Zusatznutzens nachgedacht hat, weil es noch nie, in keiner ihrer bisherigen Therapien thematisiert wurde. Sie hat ihr Thema mit Angst & Panik seit sie 3 Jahre alt ist und ist zusätzlich noch immer in Behandlung.

Nie wurden bei ihr Dinge wie ausweichendes Verhalten, Selbstaufgabe oder Akzeptanz zum Thema gemacht und wodurch das Problem auch entstehen könnte bzw. entstanden ist. Der Vorteil beim Coaching ist, dass die Klienten durch gezielte Fragestellung selbst damit beginnen, Dinge zu hinterfragen. Dadurch schaffen Sie es, eine klarere Sichtweise zu bekommen und unbewusste Muster und Strategien zu erkennen, die ihnen bisher bei der Lösung des Problems im Wege gestanden sind.

Was könnte ein sekundärer Krankheitsgewinn/ Zusatznutzen sein:

  • Aufmerksamkeit des Partners, liebevoller und rücksichtsvoller
  • Wahrgenommen werden im Unternehmen
  • Mann/Frau braucht nicht zur Arbeit gehen
  • Situationen aus dem Weg gehen, die jemand vermeiden möchte
  • Verpflichtungen nachgehen müssen, die man nicht mag
  • usw.

Und jetzt stellen Sie sich einmal die Frage, wenn Sie mit Angst und Panik zu tun haben, was könnte Ihr Zusatznutzen sein? Auch wenn Ihnen diese Frage im ersten Moment Unbehagen oder sogar eine gewisse Wut erzeugt. Trauen Sie sich und fragen Sie:

Was für einen Nutzen kann ich möglicherweise aus diesen Symptomen ziehen? Was will ich vermeiden? Was habe ich davon, wenn diese Symptome auftreten?“ Trauen Sie sich und sie werden verblüffende Ergebnisse erzielen können. Glauben Sie an sich und Sie werden es schaffen!

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